Der Tower von Østerbro

Charlottehaven The Tower, Kopenhagen

Lebendigkeit und dreidimensionale Plastizität kennzeichnen die markanten Fassaden von Charlottehaven The Tower im Kopenhagener Stadtteil Østerbro. Sie bestehen aus walzblankem Titanzink, das in Abhängigkeit der Witterung eine schützende Patina bildet und mit diesem ungleichmäßig verlaufenden Prozess die Dynamik des 54 Meter hohen Turmes unterstreicht.

Historische Backsteinhäuser mit unregelmäßigen Fassadenoberflächen und Dachdeckungen aus Zink inspirierten Lundgaard & Tranberg Architects bei der Fassadengestaltung von Charlottehaven The Tower im Kopenhagener Stadtteil Østerbro. Aus diesem Grund ist der 54 Meter hohe Turm mit rechteckigen, unterschiedlich tiefen und langen Kassetten aus Titanzink bekleidet, die in der Tiefe und in der Länge variieren. Im Zusammenspiel mit den schmalen Fensterbändern und den teilweise über Eck angeordneten, nahezu komplett verglasten Erkern verleihen sie ihm Tiefenwirkung und eine faszinierende Lebendigkeit.

Natürliche Bewitterung

Das Titanzink in der Oberflächenqualität CLASSIC walzblank stammt von der RHEINZINK GmbH & Co. KG, Datteln. Durch Witterungseinflüsse entwickelt sich auf der anfangs noch metallisch glänzenden Oberfläche nach und nach eine schützende, blaugraue Patina, die dem Gebäude einen ganz individuellen und charismatischen Charakter verleiht. Bauherr Finn Harald Simonsen hatte sich bewusst für diese Qualität entschieden: „Ich wollte genau denselben Farbton, den das Zink auf den Dächern besitzt.“

Auch Lundgaard & Tranberg Architects bevorzugten die Qualität CLASSIC walzblank, denn Charlottehaven The Tower steht direkt an der Schnittstelle von Stadt, Bahnhof und ehemaligem Hafenareal und stellt mit dem Material einen Bezug zur ehemals industriellen Umgebung her. Hinzu kommt, dass sich die schützende Patina durch das Zusammenspiel von Regenwasser und Kohlendioxid in der Luft ungleichmäßig bildet und die Oberfläche insbesondere zu Beginn der natürlichen Bewitterung inhomogen aussieht. Beim Charlottehaven The Tower jedoch unterstreicht dieser Bewitterungsprozess das dynamische Erscheinungsbild.

Hotelappartements

Im Innern des 16 Stockwerke hohen Turms befinden sich Hotelappartements, bei ihrer Planung bezogen Lundgaard & Tranberg Architects neben den gestalterischen auch die städtebaulichen Gegebenheiten in den Entwurf ein. „Wir haben unter der Prämisse gearbeitet, dass ein Hochhaus im Zentrum von Østerbro sehr sorgfältig in die Umgebung integriert werden muss. Das Gebäude liegt daher wie die Stadthäuser mit fünf Stockwerken an der Straße und erst dahinter erhebt sich ein ungewöhnlich schmaler und schlanker Turm, der sich auf das Gelände zurückzieht. Wenn man auf der Straße steht, entdeckt man zunächst ein Haus, das zu den umliegenden Gebäuden passt, und erst später den schlanken Turm", sagt Lene Tranberg, Architektin und Partnerin von Lundgaard & Tranberg Architekten.

Die beiden Gebäude beherbergen insgesamt 37 Hotelappartements - jeweils mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Bad. Zur Innenausstattung gehören neben den Möbeln u.a. ein Fernseher, eine Waschmaschine, ein Geschirrspüler, ein Backofen, Geschirr, Töpfe und natürlich WLAN. Zu den Attraktionen zählen die Erker. Sie sind im Innern mit bequemen Sitz- und Rückenpolstern ausgestattet und laden die Hotelgäste ein, bei einem Blick auf Stadt und Hafen zu entspannen.

Nutzungskonzept

So einzigartig wie das Erscheinungsbild und das Nutzungskonzept von Charlottehaven The Tower ist auch die handwerkliche Ausführung der Fassade. Die Längen, Höhe und Tiefen der waagerecht verlegten Kassetten haben die Architekten festgelegt – im gestalterischen Einklang mit den Fensterbändern und den Erkern. Zum Einsatz kam 1,2 mm starkes Titanzink, das die RHEINZINK GmbH in den entsprechenden Maßen einschließlich der notwendigen Zugaben für Bearbeitung und Befestigung vorkonfektioniert geliefert hat. Ein Teil dieser Zinktafeln wurde direkt auf der Fassade montiert. Dem Großteil der Platten jedoch hat der Verarbeiter durch Kanten eine Form verliehen, die einem liegenden „Z“ ähnelt. Der obere Teil des „Z“ dient zur Befestigung der Kassette an der Außenwand. Die Dreidimensionalität wird durch die unterschiedlichen „Z-Tiefen“ von 40 mm, 80 mm und 120 mm erzeugt. Die Längen der Kassetten variieren zwischen 1.200 mm und 3.600 mm, die Höhe hingegen beträgt einheitlich 403 mm.

Doppelfassade

Eine Herausforderung bildete die Befestigung der Kassetten, denn bei dem hinteren Gebäudeteil handelt es sich um ein Hochhaus. Aus diesem Grund waren besondere Anforderungen hinsichtlich Bauphysik und Windlasten zu erfüllen.

Die Architekten lösten das Problem mit einer Doppelfassade. Die erste Schicht, die mit nichtbrennbaren Fassadenplatten die Außenwände regensicher abschließt, sorgt zudem für den notwendigen Wärme- und Brandschutz. Auf diese Platten montierten die Verarbeiter verzinkte Stahlprofile als senkrecht verlaufende Unterkonstruktion und befestigten darauf die waagerecht verlegten Kassettenelemente.

Auf der Rückseite angebrachte vertikale Stege stabilisieren die Kassettenflächen gegen Winddruck. Die Montage erfolgte aufgrund der Kassettengeometrie und der direkten Befestigung im oberen Bereich von unten nach oben. Eine Fläche von rund 3.000 m² wurde mit den dreidimensionalen Kassetten gestaltet, rund 45 t Titanzink wurde verarbeitet.

Bauherr:
Finn Harald Simonsen, DK-Kopenhagen

Architekt:
Lundgaard & Tranberg, DK-Kopenhagen

Verarbeiter:
Kai Andersen A/S, DK-Holte

Fotos:
Jens Marcus Lindhe

 

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